Energiewende – eine Chance für die Feuerfest-Industrie. Einordnung der Branche im Lichte des Klimawandels auf dem Freiberger Feuerfest

Höhr Grenzhausen, 23. April 2024

Die politische Entscheidung zum radikalen Ausstieg aus der atomaren oder fossilen Energieversorgung hat in ihrer Intensität überrascht. Umweltbewegungen haben diese Entwicklung zusätzlich befeuert.

Die politische Entscheidung zum radikalen Ausstieg aus der atomaren oder fossilen Energieversorgung hat in ihrer Intensität überrascht. Umweltbewegungen haben diese Entwicklung zusätzlich befeuert. „Aktuelle Rahmenbedingungen wie Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die jüngste Erdgasmangellage haben die Fragilität der Just-in-Time Produktion aufgezeigt und Lieferkettenprobleme offenbart,“ erklärt Thomas Kaczmarek, Geschäftsführer im Feuerfest-Wirtschaftsverband DFFI, zum Auftakt des Feuerfest Symposiums in Freiberg vor gut 150 Teilnehmenden.

Abgesehen von der Verbesserung der Resilienz deutscher Unternehmen habe auch die Umstellung auf Erneuerbare Energien in der Feuerfest-Industrie längst Fahrt aufgenommen. Feuerfest benötige für die Herstellung seiner Produkte Erdgas als Prozessenergie, bis eine Umstellung auf grünen Wasserstoff erfolgen könne.

Die Feuerfest-Industrie hat sich sehr früh mit einem „Ja“ zum Klimaschutz positioniert und arbeitet im „Bündnis faire Energiewende“ mit, das gut 10.000 mittelständische Industrieunternehmen mit rund einer Million Beschäftigten vertritt. Das Bündnis unterbreitet Vorschläge, wie die Klimaziele der Bundesregierung mit Unterstützung einer leistungsfähigen mittelständischen Industrie umgesetzt werden können.

Die Branche investiere in innovative Herangehensweisen, die darauf abzielen, den Energieverbrauch zu optimieren und zunehmend erneuerbare Energiequellen einzusetzen. „Feuerfest braucht eine faire Energiewende. Die Produkte sorgen für effizientere Herstellungsprozesse in den Hochtemperaturprozessen – sonst gäbe es kein Glas für die Architektur oder Behälter wie Flaschen oder Impfampullen, in der Stahlproduktion und den nachgelagerten Branchen oder in der chemischen Industrie würde nichts mehr funktionieren. Probleme gäbe es von der Umwelttechnik über die Herstellung von Windkraft- oder Photovoltaikanlagen für die Energiewende bis hin zur Verbrennung infektiöser Krankenhausabfälle“.

Ein weiterer Aspekt sei die verstärkte Nutzung von Sekundärrohstoffen im Materialmix. Dies trägt nicht nur zur Reduzierung des Abfallaufkommens bei, sondern senkt auch den Bedarf an Primärrohstoffen mit Lieferketten aus aller Welt. Die Feuerfestindustrie hat hohe Qualitätsstandards und vergleicht sich nicht mit einem Steinlieferant aus Fernost. „Vielmehr sehen wir uns als Systempartner unserer Kunden. Gemeinsam wollen wir Produkte und Prozesse entwickeln, damit wir den Energiebedarf in Zukunft - beim Kunden und in unseren Werken - deutlich reduzieren können“.

Feuerfeste Produkte spielen eine entscheidende Rolle in verschiedenen Branchen, die ihrerseits sehr energieintensiv sind. Weder die Stahl- und Metallverarbeitung noch die Chemie- oder Zementproduktion kommen ohne Feuerfest aus. Die Herstellung von z.B. Green Steel hat Auswirkungen auf die feuerfesten Materialien. Neue Technologien erfordern neue Auskleidungskonzepte und Produktentwicklungen, die neben dem Materialfaktor auch den Lebenszyklus, Sicherheit und Zuverlässigkeit enthalten werden.

„Im Branchendialog Steel meets Refractory treffen sich Technologieexperten beider Industriezweige und beraten über die Herausforderungen für zielgerichtete Forschung und Produktentwicklung,“ erläutert der Geschäftsführer das Format unter der Schirmherrschaft des Rheinland Pfälzischen Wirtschaftsministeriums. „Bereits jetzt werden neue Werkstoffe in Direktreduktionsanlagen eingesetzt oder Grundlagenforschung betrieben, beispielsweise für den Einsatz der Werkstoffe in Wasserstoffatmosphären“.

„Die CO2/H2-Challenge ist eine Chance für die Feuerfest-Industrie“, fasst Thomas Kaczmarek zusammen. Erste Entwicklungen zeigen, dass Wasserstoff eine Alternative als Prozessgas werden kann. Diese Nutzung setze allerdings voraus, dass dieser grüne Energieträger in ausreichendem Maße vorhanden ist und die mittelständische Industrie, mit ihren Standorten in ländlichen Strukturen, Anschluss an die H2-Infrastruktur erhalte.

„Im Lichte des Klimawandels, der Transformation und der Beschaffung von Erneuerbarer Energie in ausreichendem Ausmaß an den lokalen Produktionsstandorten steht unsere mittelstän-dische Industrie vor der immensen Herausfor-derung, ihre Produktionsprozesse zu dekarboni-sieren“. Diese Jahrhundertaufgabe werde sie bewältigen, wenn sie leistungsstark bleiben kann und nicht durch zu hohe Energiekosten und eine überbordende Bürokratie in die Insolvenz getrieben werde.

Produktionsverlagerungen deutscher Unter-nehmen ins europäische oder gar außereuropä-ische Ausland helfen nicht weiter. Ein Niedergang des Produktionsstandorts hätte gravierende Folgen für den allgemeinen und insbesondere regionalen Wohlstand und eine Versorgungs-sicherheit der heimischen Industrie.
„Der beste Klimaschutz ist Industrieproduktion in Deutschland und nicht die Flucht ins Ausland. Erforderlich ist daher ein Konsens über Wert und Wichtigkeit und über die Unverzichtbarkeit der mittelständischer Feuerfest-Unternehmen im Inland“, ruft er den über 150 Teilnehmenden zu.


Ansprechpartner für die Medien:

Heike Kohns
Deutsche Feuerfest-Industrie e.V.
Rheinstraße 58 in 56203 Höhr-Grenzhausen
T: +49 2624 9433-114 | E: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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